Kulturvergleich in Werkstätten: Werte, Rituale und Entwicklungspotenziale
Die Organisationskultur in Werkstätten für Menschen mit Behinderungen spielt, wie auch in Betrieben im Allgemeinen, eine wichtige Rolle für die Arbeitsatmosphäre, die Partizipationsmöglichkeiten und die soziale Integration. Im Rahmen von INCLUREG wurde eine vergleichende Analyse der Organisationskulturen von vier ausgewählten Werkstätten der Großregion durchgeführt. Grundlage dieser explorativen Untersuchung ist das Organisationskulturmodell von Edgar H. Schein, das zwischen sichtbaren Artefakten, bekundeten Werten und grundlegenden Annahmen unterscheidet. Hierbei sollen kulturelle Muster erfasst, Unterschiede und Gemeinsamkeiten herausgearbeitet und Entwicklungspotenziale aufgezeigt werden.
Ziele der Befragung zur Organisationskultur
Die Auswertung verfolgt zwei Hauptziele:
– Rekonstruktion der bestehenden Organisationskulturen in den Werkstätten auf Basis der Selbstauskünfte leitender Mitarbeitender.
– Vergleich der kulturellen Ausprägungen in den Bereichen Werte, Sicherheit, soziales Miteinander, Partizipation, zusätzliche Angebote und Umgang mit Veränderungsprozessen, um Stärken und mögliche Entwicklungspotenziale zu erkennen.
Zudem soll die Analyse dazu beitragen, kulturelle Barrieren in der grenzübergreifenden Zusammenarbeit zu erkennen und abzubauen. Durch eine bewusste Reflexion der Organisationskulturen können Wechselwirkungen von Werten und strukturellen Rahmenbedingungen sichtbar gemacht werden. Dadurch wird die Zusammenarbeit der Partner gestärkt.

Zielgruppe der Befragung
Die Befragung richtete sich an leitende Mitarbeitende der Werkstätten in Belgien, Deutschland und Frankreich. Diese Zielgruppe wurde ausgewählt, da sie einen umfassenden Einblick in die strategischen, organisatorischen und kulturellen Rahmenbedingungen der Einrichtungen besitzt und maßgeblich zur Gestaltung der Organisationskultur beiträgt.
Methodische Vorgehensweise
Die Analyse basiert auf einem Fragebogen mit offenen Fragen. Dieser wurde entlang von sechs Dimensionen strukturiert:
- 1. Werte (10 Fragen)
- 2. Schutz vor Gewalt, Arbeitssicherheit und Gesundheit (6 Fragen)
- 3. Soziales Miteinander (4 Fragen)
- 4. Partizipation und Selbstbestimmung (9 Fragen)
- 5. Zusätzliche Angebote (2 Fragen)
- 6. Umgang mit Veränderungen bzw. Organisationsentwicklung (3 Fragen)
Die Auswertung folgt dem „Eisbergmodell“ von Schein (Artefakte, Werte, Grundannahmen) und stellt qualitative, explorative Interpretationen der Selbstauskünfte dar. Aufgrund der kleinen Stichprobe sind die Ergebnisse nicht generalisierbar, liefern aber wertvolle Einblicke für Hypothesenbildungen der kulturellen Praktiken der Werkstätten.