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Interview mit der Projektleitung

Frau Prof. Dr. Rock und Herr Prof. Dr. Korne, über persönliche Motivationen, die Besonderheit der Arbeit mit jungen Menschen und das Projekt INCLUREG

Naomi Eckhardt: Herr Prof. Dr. Korne, Sie haben das Projekt INCLUREG ins Leben gerufen. Wie ist die Idee entstanden?

Thomas Korne: Die Idee ist in einem früheren Projekt entstanden, in dem ich Frau Michèle Hubel von der reha gmbh in Saarbrücken kennengelernt hatte. Mir fiel damals bei einem Rundgang im Fulfillment-Center der reha gmbh auf, dass die tägliche Arbeit in Werkstätten für Menschen mit Behinderungen noch sehr nach konventionellen Methoden gestaltet war. Gemeinsam haben wir überlegt, wie Digitalisierung und Industrie 4.0 helfen könnten, die tägliche Arbeit zu bereichern und auch flexibler zu gestalten. Wir haben uns gefragt, ob solche Potenziale auch in anderen Werkstätten in Luxemburg oder Rheinland-Pfalz vorhanden wären und sind bei Besuchen fündig geworden. Werkstätten können voneinander lernen und sich gemeinsam in Richtung Digitalisierung weiterentwickeln. Interessanterweise gibt es in der Großregion unterschiedliche Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen. Da kann man durch einen Austausch viel machen. Im Programm Interreg, das solche grenzüberschreitenden Kooperationen finanziell unterstützt, gab es vor INCLUREG noch kein grenzüberschreitendes Projekt zu Inklusion in der Großregion. Wir haben dann weitere Werkstätten in Frankreich, Luxemburg, Belgien und Rheinland-Pfalz kontaktiert, unser Konsortium zusammengestellt und einen Förderantrag gestellt. Mit INCLUREG schaffen wir gemeinsam innovative Verbesserungen, die alle Beteiligten voranbringen.

Naomi Eckhardt: Frau Prof. Dr. Rock, sie sind nach der Initialzündung von Herrn Prof. Dr. Korne zum Projekt hinzugestoßen. Was motiviert Sie an INCLUREG zu arbeiten?

Kerstin Rock: Mich hat die Projektidee sofort angesprochen, weil berufliche Rehabilitation mit einem grenzüberschreitenden Ansatz kombiniert wird. Ich habe persönliche und berufliche Erfahrungen mit dem Thema Inklusion und finde es wichtig, hin und wieder über den Tellerrand zu schauen. Die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention ist eine gemeinsame gesellschaftliche Herausforderung, die sich auch unseren Nachbarn stellt, und ich finde es inspirierend zu sehen, wie andere Länder diese Aufgabe angehen.

Naomi Eckhardt: Sie sind beide Hochschulprofessor:in. Was begeistert Sie an Ihrer Arbeit?

Thomas Korne: Die Arbeit an der Hochschule ist besonders, weil sie so eng mit jungen Menschen verbunden ist. Es macht mir Freude, ihre Weiterentwicklung zu begleiten und mein Wissen weiterzugeben. Zusätzlich bietet meine Tätigkeit die Möglichkeit, Theorie und Praxis zu verbinden, etwa durch Projekte wie INCLUREG.

Kerstin Rock: Für mich ist die Arbeit mit jungen Menschen ebenfalls etwas Besonderes. Ich finde es spannend, wie sie an Aufgaben herangehen und sich während ihres Studiums weiterentwickeln. Diese Veränderung zu beobachten und vielleicht einen kleinen Beitrag dazu zu leisten, ist sehr bereichernd. Außerdem schätze ich die große inhaltliche Freiheit, die meine Arbeit mit sich bringt. Projekte wie INCLUREG ermöglichen es, gesellschaftlich relevante Themen aufzugreifen und aktiv zu mitzugestalten.

Naomi Eckhardt: Das Projekt läuft seit etwa acht Monaten. Gab es für Sie schon ein Aha-Erlebnis?

Thomas Korne: Absolut. Bei der Analyse der Stärken und Schwächen der Werkstätten wurde mir klar, wie unterschiedlich die Einrichtungen in den vier Ländern organisiert sind – in ihrer Arbeitsweise, der Finanzierung, aber auch schon in den rechtlichen Rahmenbedingungen. Besonders spannend finde ich, wie viel wir allein durch den Vergleich der Werkstätten voneinander lernen können.

Kerstin Rock: Mein Aha-Erlebnis hatte ich bei einem Besuch der Yolande Coop in Luxemburg. Dort erhalten Menschen mit Behinderungen den gesetzlichen Mindestlohn und haben einen Arbeitnehmerstatus – anders als in Deutschland, wo Menschen mit Behinderung einen arbeitnehmerähnlichen Status haben. Das hat mir gezeigt, dass ähnliche Anforderungen doch unterschiedliche Lösungen finden können.

Naomi Eckhardt: Gibt es ein Motto oder einen Rat, den Sie gerne teilen möchten?

Bild der Projektleitung
© Naomi Eckhardt, htw saar

Thomas Korne: Mein Rat wäre, in unserer täglichen Arbeit einfach mal mehr zu geben als zu nehmen. Wenn wir uns alle stärker fragen würden: „Was kann ich tun, damit andere ihre Arbeit besser machen können?“, würde das die Zusammenarbeit und die Ergebnisse unserer Arbeit enorm verbessern.

Kerstin Rock: Für mich ist „Selber denken“ ein wichtiges Motto. In unserer digitalen Welt ist es leicht, sich auf Tools wie ChatGPT oder andere Hilfsmittel zu verlassen. Aber ich denke, es ist entscheidend, sich selbst mit Themen auseinanderzusetzen und eigene Perspektiven zu entwickeln.

Naomi Eckhardt: Vielen Dank.

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